Das Augustiner Chorherrenstift Neustift – Ein besonderer Ort der Begegnung und des Lernens

Donnerstag, 15.10.2015

Im Gespräch mit H.H. Artur Schmitt, Chorherr und Präsident des Bildungshauses Kloster Neustift.


Das Augustiner Chorherrenstift in Neustift bei Brixen ist ein ganz besonderer Ort in Südtirol.
Warum?

Schon immer war Südtirol ein mit Naturschönheit gesegneter Treffpunkt im Alpenraum und sowohl Gast- als auch Kulturgeber, wodurch es auch zu einer Drehscheibe für Nachhaltigkeit wird. Die im Herzen Europas gelegene Schnittstelle zwischen südlichem und nördlichem Kulturraum ist eine Pilgerstätte für regionale und überregionale Besucher. Das Kloster Neustift ist seit fast 875 Jahren eine steingewordene Erinnerung an Gott, ein Ort der Zuwendung zu den Menschen sowie ein Ort des Gebets und des Gottesdienstes.

Für ein Kloster ist die Verbindung aus religiöser und wirtschaftlicher Tätigkeit eine spannende Herausforderung. Wie gelingt es beides zu verbinden?

Auch ein Kloster muss seine Rechnungen mit Geld bezahlen. Mit fast 100 Mitarbeitern ist das Kloster Neustift ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in unserer Region. Wir versuchen uns nicht von kurzfristigem Gewinnstreben leiten zu lassen, sondern denken treuhänderisch. So wie wir das Kloster von früheren Generationen übergeben bekommen haben, möchten wir es auch an zukünftige Generationen weitergeben. Auch der Zusammenschluss von lokalen Bauern zu einer Genossenschaft von Trauben Produzenten hilft dabei, religiöse Werte und wirtschaftliches Denken miteinander zu verbinden.


Die Stiftskellerei ist über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Der Kellermeister Celestino Lucin ist vor einigen Jahren zum besten Kellermeister Italiens gekürt worden. Was macht die Weine so besonders und auf welche Weine sind Sie besonders stolz?

Von den verschiedenen Wirtschaftsbereichen ist die Kellerei sicher der Bedeutendste für uns.
Mittlerweile werden die Neustifter Weine nicht nur in Italien, sondern in der ganzen Welt getrunken, nämlich in über 40 Ländern. Vor circa 100 Jahren ist es gelungen mit den Rebsorten Sylvaner, Kerner und Müller Thurgau Trauben zu finden, die für das Eisacktal und seine Böden sehr gut geeignet sind und hier außergewöhnlich gute Ergebnisse erzielen. Ebenso bringen es der Pinot Grigio, Gewürztraminer und in jüngster Zeit auch grüner Veltliner im Klima des Eisacktals zu Spitzenqualitäten. Daneben sind auch die Rotweine von den klostereigenen Weingütern in der Umgebung von Bozen sehr gefragt. Blauburgunder und Lagrein stechen dabei hervor.

Das Bildungshaus bietet ein umfangreiches Bildungs- und Veranstaltungsprogramm. Was sind die Highlights?

Neben einer ganzen Reihe von Veranstaltungen mit religiösen, spirituellen Schwerpunkten, sind sicher die Kursangebote in den Bereichen Kunst und Wirtschaft besondere Highlights. Eine Stärke des Bildungshauses sind ohne Frage die vielen Kooperationen mit ausgewählten Partnern als auch das breite Spektrum, welches vom Abendkurs bis hin zu universitären Lehrgängen und internationalen  Fachtagungen führt.
Der Gedanke der Nachhaltigkeit und ökosoziale Themen begleiten uns durch das ganze Kursprogramm. Dies macht sich vor allen Dingen in den von uns organisierten Kursen in den Bereichen Gesundheit und Natur bemerkbar.  www.bildungshaus.it

Außer dem breitgefächerten Kursangebot stellt das Bildungshaus seine geschichtsträchtigen, wunderschönen Säle auch für externe Veranstaltungen zur Verfügung. Das Ambiente des Klosters, eingebettet in malerische Weinberge, ist somit auch ein ganz besonderer Ort für Seminare, Tagungen, Vereins –und Firmenveranstaltungen. Zudem gibt es ein reichliches Angebot für die Gestaltung der Freizeit außerhalb des Seminarraums. So kann man beispielsweise bei einer Weinverkostung die edlen Weine des Klosters kennenlernen, den spannenden Geschichten bei einer Klosterführung lauschen oder ein Einblick in die kneippsche Gesundheitslehre bekommen.

Das Kloster Neustift hat eine über 850-jährige Geschichte. Was sind die Pläne um das Kloster zukunftsfähig zu gestalten?

Trotz der vorhandenen Schwierigkeiten wie zum Beispiel der Rückgang von Priestern und Ordensleuten sowie einer geringer werdenden Zahl an Mitfeiernden bei den Gottesdiensten, sind wir davon überzeugt, dass ein Kloster wie das Augustiner Chorherrenstift Neustift auch in kommenden Jahrzehnten seinen Platz in der Gesellschaft hat. Wenn es uns gelingt, Gott und die Welt, Spirituelles und Materielles, Irdisches und Himmlisches miteinander in Berührung zu bringen, sind wir zukunftsfähig.


H.H. Artur Schmitt

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