Der Cityroller in Belgrad

Samstag, 28.03.2015

Der aus Jenesien stammende Dietmar Unterkofler ist seit 2008 Universitätsdozent an der Universität in Novi Sad in Serbien. In dieser Ausgabe des Cityrollers erzählt er uns, was Belgrad, das Tor zu Mitteleuropa, alles zu bieten hat.


Meine Stadt ist: Ich muss von „Städten“ im Plural sprechen, da ich zwischen der Hauptstadt Belgrad und der zweitgrößten Stadt Serbiens – Novi Sad (zu deutsch: Neusatz) – pendle. Belgrad ist die Großstadt am Balkan, mit allem was dazugehört: Chaos, kulturelle Vielfalt, Schnelligkeit und Internationalität. In Novi Sad hingegen geht es etwas beschaulicher zu. Malerisch an der Donau gelegen ist die Stadt von der Architektur der Habsburgerzeit geprägt und bietet mit seinen knapp 350.000 Einwohnern trotzdem alle Annehmlichkeiten einer Großstadt. Da ich mehr Zeit in Belgrad verbringe, werde ich mich hier auch darauf beziehen. 

Mein Lieblingsrestaurant: Eine bereits am Anfang fast unmöglich zu beantwortende Frage. In Belgrad gibt es eine Unzahl von Restaurants, Essen in all seinen Variationen spielt eine riesige Rolle im Leben der Belgrader. Empfehlenswert sind auf jeden Fall die typisch lokalen Restaurants, die Grillspezialitäten anbieten und – je nach Geschmack – auch traditionelle Gasthausmusik, sodass der Übergang vom Essen zum Tanzen, beschleunigt vom Rakijagenuss, oft ein fließender ist. Z. B. im Restaurant Majdan im Stadtteil Zvezdara oder in einer der Kafanas im Zentrum der Stadt. 

Hier trinke ich am liebsten einen Aperitif: Im Sommer auf einem der Bootsrestaurants entlang des Save- oder Donauufers, von denen es eine große Anzahl gibt. Sehr idyllisch, mit Blick auf die alte Festung der Stadt gelegen, ist z.B. das „Srpska Brvnara“, was soviel heißt wie „serbische Hütte“. 

Hier gibt’s den besten Kaffee: Im Centrala, unterhalb der Universität im Stadtteil Dorčol gelegen. 


... und die besten Snacks für zwischendurch: Die Pljeskavicas vom Holzkohlegrill, die es an fast jeder Straßenecke gibt.

Hier kann man gut feiern: Im Kreativviertel Savamala, einem der neuen alternativen Szeneviertel der Stadt. Das KC Grad bietet fast jedes Wochenende Livekonzerte oder bekannte DJs, das Publikum besteht aus urbanen jungen Leuten, vielen Künstlern und Musikern.

Mein perfekter Abend: Ein Aperitif auf einem der Bootsrestaurants, nachher ein gemütliches Abendessen im Restaurant Mala fabrika Ukusa und anschließend noch ein Livekonzert im Ciglana, einem alten Ziegelwerk an der Peripherie der Stadt.

Der Ort, wo ich mich am besten entspannen kann:  Auf der Save-Insel Ada Ciganlija im Süden der Stadt, bei einem Tennisspiel. 

Die totale Touristenfalle: Aufpassen muss man auf jeden Fall bei Taxifahrten, da gibt es einige „schwarze Schafe“, die es auf Touristen abgesehen haben. Auf die TX-Endung der Kenntafel achten. 

Mein liebstes Fortbewegungsmittel in meiner Stadt: Turnschuhe, sofern es zeitlich möglich ist. Dabei gibt  es gibt immer etwas Neues zu entdecken.

Die schönste Zeit im Jahr: Definitiv der Frühling. Im Sommer kann es sehr heiß, im Winter unangenehm kalt sein. 

Über diese sprachlichen Eigenheiten muss man Bescheid wissen: Es gibt viele deutsche Wörter im Serbischen, z. B. šrafciger für Schraubenzieher, fajront für Feierabend, ofinger für Aufhänger und viele andere mehr.

Übernachtungstipps: Die schwimmenden Hostels, z.B. Arkabarka verleihen Südsee-Feeling am Balkan. 

Hier trifft man auf waschechte Belgrader:  Am Kalemegdan, der uralten Festung, die über der Stadt thront. Hier kann man bei schönem Wetter tatsächlich das ganze Spektrum der Belgrader und auch Nicht-Belgrader Bevölkerung antreffen. 

Das perfekte 24-Stunden-Programm in meiner Stadt: Frühstück in einem der Cafés auf der Knez Mihajlova, anschließender Spaziergang am Kalemegdan. Mit dem Schiff nach Zemun, dort Mittagessen im Šaran, einem bekannten Fischrestaurant. Entspannen an der Uferpromenade, vielleicht Überfahrt auf die „Große Kriegsinsel“, einem wahren Vogelparadies. Am Abend in Savamala entweder eine Ausstellungseröffnung oder eines der vielen Konzerte. Spätabends auf eines der splavovi, die schwimmenden Lokale am Ufer, z.B. das 20/44 oder für Indie-Rock-Anhänger das Povetarac, ein umfunktioniertes Containerschiff. 

Was in keinem Reiseführer steht: Die Tatsache, dass die Belgrader äußerst gastfreundlich sind und jederzeit bereit sind, einem Touristen rat- und tatkräftig zur Seite zu stehen. 

Hier kaufe ich am liebsten ein: Auf den Märkten der Stadt, sehr schön z.B. der Kalenić-Markt Stadtteil Vračar. 

Allen Sportfreaks kann ich empfehlen: Die Insel Ada Ciganlija im Südteil der Stadt, eine Grünoase mit unzähligen Sportmöglichkeiten.

Das besondere am Stadtbild ist: Das Nebeneinander von unzähligen Baustilen, von antik-verfallen bis ultramodern-eklektisch über realsozialistisch-modernistisch, und das im Abstand von wenigen hundert Metern. 


Redaktion: Alexander Walzl

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