So trotzen Südstern-Partner der Krise: Laimburg (8)

Montag, 13.07.2020
Jeder zehnte Apfel Europas ist ein Südtiroler, der Wein von hiesigen Reben ein Exportschlager. Im Versuchszentrum Laimburg arbeiten 180 Mitarbeiter*innen daran, dass das auch weiterhin so bleibt. Michael Oberhuber, Direktor der Laimburg, erzählt, welche Lehren er aus der Corona-Krise zieht.

 

Michael Oberhuber erinnert sich noch genau an den ersten Gedanken, der ihm nach der Verkündung des Lockdowns durch den Kopf ging. „Die Arbeit muss weitergehen, aber auf sichere Art und Weise.” Das durfte sie im Versuchszentrum Laimburg in Pfatten zwar, schließlich ist man in Landwirtschaft und Forschung tätig und die Vegetation lässt sich – zum Glück – auch von einem Virus nicht aufhalten. Werden aber z.B. Pflanzenschutzbehandlungen nicht zum rechten Zeitpunkt gemacht, ist schnell ein ganzes Jahr verloren. „Da geht es manchmal um Stunden”, sagt der Direktor. Es ging aber auch darum, Mitarbeiter*innen vor einer Ansteckung zu schützen. Deshalb schickte Oberhuber die meisten ins Homeoffice. 

 

Herr Oberhuber, ist wissenschaftliches Arbeiten von Zuhause aus leicht umsetzbar?

Was die wissenschaftliche Arbeit betrifft ist Homeoffice für eine Weile kein Problem. Daten lassen sich auch von Zuhause auswerten. Anders sieht es natürlich mit internationalen Meetings aus, die von unseren Mitarbeiter*innen unter normalen Umständen rege besucht werden. Damit war und bleibt erstmal Schluss. Manche Organisatoren schafften es dennoch, die Treffen ins Internet zu verlegen. Videokonferenzen via Teams und Zoom waren überhaupt unser schneller Rettungsanker. 

 

Also auch in der Laimburg ein Digitalisierungsschub?

Auf jeden Fall. Was Dokumente betrifft, waren wir schon weit. Aber die Sitzungskultur hat sich in kürzester Zeit verändert, das wird sich auf unser Unternehmen nachhaltig auswirken. Bei so einem Onlinemeeting sagt jeder komprimiert das, was zu sagen ist. Es gibt kein Geplänkel, kein Herumschweifen. Die Protokolle sind sauberer und klarer. Wenn du von außen zu einem Meeting gekommen bist, sind Verspätungen immer wieder passiert. Der Stau, die vorangehende Besprechung… Auch das hat sich nun völlig relativiert. 

 

Sie wollen also auch in Zukunft darauf zurückgreifen?

Vieles ist gekommen, um zu bleiben. Das sehen meine Kollegen genauso. Wir liegen nur zwölf Kilometer von Bozen entfernt. Für eine Besprechung von einer Viertelstunde geht aber mit Hin- und Rückfahrt und vorsorglich etwas mehr eingeplanter Zeit wegen des dichten Verkehrs schnell mehr als eine Stunde drauf. Wir werden hier in Zukunft sicher Ressourcen sparen.

Die Laimburg verfügt über ein gut ausgestattetes Labor. 

Wir haben sehr schnell versucht, die Labors in den Krankenhäusern zu unterstützen, haben Maschinen ausgeliehen und Reagenzien. Es ist zu solch dramatischen Lieferengpässen gekommen, das haben die Menschen draußen bis heute nicht verstanden. In dieser Notsituation haben die selbstverständlichen Dinge nicht mehr funktioniert. Normalerweise sind Reagenzien, die für einen Virentest benötigt werden, innerhalb von wenigen Tagen da. Dann lag die Lieferzeit plötzlich bei drei Wochen, und als die rum waren, hieß es: nochmal drei Wochen. 


Rein wissenschaftlich hätte die Laimburg mehr helfen können. Woran scheiterte es?

Wir haben die nötigen medizinischen Zertifizierungen nicht und haben wichtiges Material nur zum Teil beschaffen können, und deshalb konnten wir auch keine Proben auf Covid-19 untersuchen. Das hat mir schwer zu denken gegeben. Für die Zukunft wünsche ich mir, dass wir anders vorbereitet sind, beispielsweise bei Engpässen in einem größeren Kontext wie der Euregio auf eine lokale Notproduktion zugreifen können. Leider hat man in der Vergangenheit aus Kostengründen die Produktion von vielen wichtigen Gütern und Medikamenten ins Ausland verlegt. Ich hoffe, wir ziehen unsere Lehren daraus. 

 

Wenn Sie einen Satz wählen müssten, der Ihnen aus dieser Zeit in besonderer Erinnerung geblieben ist?

Meine zehn Jahre alte Tochter sagte relativ bald, dass sie die Schule so vermisst. Lange Jahre gingen wir mit dem Gefühl durch das Leben, es bliebe alles immer so. Nun wissen wir, dass dem nicht so ist, auch wenn bei manchen dieser Gedanke schon wieder in den Hintergrund zu rücken scheint. Wir sollten nicht mit Angst und Zukunftssorgen reagieren, aber mit einer gewissen Dankbarkeit. Braucht es die Laster? Und die Touristen?

 

Das waren viel diskutierte Themen in der Zeit vor Corona. 

Was hat uns die Krise gezeigt? Zu wenig von alledem sollte es eben auch nicht sein. Wir leben gut davon, und das wollen wir ja auch. 

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