„Stillstand können wir uns nicht erlauben“

Freitag, 21.05.2021
Technologie und Zahlen haben Elia Plunger schon immer interessiert. Er brachte sich selbst das Programmieren bei und arbeitete im Investmentbanking in London und Zürich. Seit viereinhalb Jahren ist der Südstern im Verwaltungsrat von ACS Data Systems. Das Unternehmen ist Partner von Südstern und einer der großen Player in der hiesigen IT-Branche. Im Interview erzählt Plunger, warum beim Schutz vor Firmenhacks die eigenen Mitarbeiter wichtig sind und wie sich die IT in Zukunft entwickeln wird.

 

ACS Data Systems gibt es seit 1983. Inwieweit prägt der Firmengeist zweier Rookies, die auf eine neue Geschäftsidee setzen, das Unternehmen bis heute?

Das ist eine gute Frage. In der ACS könnte man sagen: Technologie-Besessene ziehen nun mal andere Technologie-Fans an. Das spürt man bei uns im Unternehmen ganz stark. Da hat jede*r entweder ein Home-Automation-Projekt wie das automatische Garagentor oder die Lichtanlage in den eigenen vier Wänden, baut sich das Gamer-Setup mit Freude selbst zusammen oder probiert eben jedes neue Gadget aus. Es gibt also viele Tüftler*innen in unserem Unternehmen. Als zweiten Aspekt würde ich „Customer Centricity“ nennen: Der Kunde als Zentrum unseres Tuns ist der Fingerabdruck der Gründer und prägt unser Auftreten und unser Handeln ganz stark. In dem Sinne wollen wir unsere Kunden als IT-Service-Provider mit Weitsicht begleiten.

 

Was waren die Meilensteine in fast 40 Jahren ACS Data Systems?

Die Eröffnung unseres Sitzes in Bozen 2007 war im Kleinen sicher ein wichtiger Schritt. Und natürlich die Expansion ins Trentino und Veneto. Zentrale Momente waren auch der frühe Start mit unseren eigenen Cloud-Lösungen vor fast 15 Jahren, die Gründung der Tochtergesellschaft INFOMINDS als dedizierter ERP- und Digitalisierungs-Spezialist der Gruppe seit 2017 oder auch mit dem Start-up Digital Signage ganz neue geografische Märkte anzusprechen. Wichtiger als die Meilensteine sind in unserer Geschichte aber die täglichen Handlungen des ganzen Teams mit großem Bedacht auf Qualität und Zuverlässigkeit.

 

Der Firmenslogan lautet „Die Zukunft an deiner Seite”. 

Wir haben uns in diesen Jahren viele Gedanken gemacht über das, was uns wirklich ausmacht. Neben der stark technologischen Ausprägung, die uns seit jeher kennzeichnet, ist in unserer DNA die Überzeugung verankert, dass Zukunft und Veränderung, wenn sie auch nicht immer einfach sind, schlussendlich Treiber sind für etwas Besseres und Fortschritt. Wir sehen uns in einer aktiven Rolle, unsere Kunden in dieser stetigen technologischen Veränderung sozusagen als „Bergführer“ zu begleiten und diese Zukunft auch gemeinsam zu gestalten. Diesen Aspekt wollen wir mit unserem neuen Slogan hervorheben.

 

Die Corona-Pandemie hat zu einem Digitalisierungsschub beigetragen. Ist die Zukunft im Grunde genommen genau jetzt?

Ja, irgendwie kann man das schon sagen. Innovation kommt ja bekanntlich oft auch in Schüben und in den letzten Jahren ist viel passiert. Corona hat das dann sicherlich nur nochmals beschleunigt. Andererseits glaube ich, dass virtuelle Meetings noch besser werden müssen und sich auch in ihrer Qualität weiter entwickeln. Ich freue mich schon auf persönlichere virtuelle Treffen, zum Beispiel mit Hologrammen in Star-Wars-Qualität. Da wird der menschliche Erfindungsgeist uns sicherlich noch viel Neues bringen und die Zukunft immer wieder neu erfinden.

 

Wie wird sich die IT-Branche entwickeln? 

Unsere Branche ist interessant. Man hat eine gute Vorstellung davon, in welche Makro-Richtung die Entwicklung gehen wird, allerdings ist es im Konkreten gar nicht mal so leicht, von vornherein zu wissen, was dann wann wirklich kommt. Da muss man eben flexibel sein. Die Makro-Trends sprechen aber eine klare Sprache: An Bedeutung gewinnen werden weiterhin Cloud, nachhaltige Smart-Working-Lösungen und Collaboration, also technologische Lösungen, die Zusammenarbeit erlauben wie zum Beispiel Microsoft Teams. Ein ganz wichtiger Aspekt: die Cybersecurity wird sich aus der IT-Nische heraus und hinein in die Kernprozesse der Unternehmen verlagern – das müssen alle Unternehmen unbedingt erkennen und ernst nehmen.

Was bedeutet das genau?

Wenn es um Sicherheit geht, geben am Ende die Menschen im Unternehmen den Ausschlag, nicht allein die Software selbst. Ich kann als Unternehmen die Sicherheit der Daten noch so schützen, wenn ein Mitarbeiter dann auf einen Link klickt, der unverdächtig erscheint, kann sich dahinter doch eine Schadsoftware befinden. Es geht also vor allem darum, die Mitarbeiter*innen fit zu machen für den richtigen Umgang. Da geht es eben nicht mehr nur um IT, sondern um das Business selbst. 

 

Wie wichtig ist die Sicherheit von Daten? 

Absolut grundlegend. Zum einen der Schutz vor Zugriff durch Dritte zum Beispiel durch Hacks, aber vielleicht noch mehr der Schutz vor Verlust: Ein Unternehmen, das plötzlich keine Daten mehr hat – kaum vorzustellen, was das bedeuten würde.

 

Wurde ACS schon einmal gehackt? 

Wenn auf diese Frage jemand auf diesem Planeten mit einem bewussten „nein, sicherlich nicht“ antwortet, würde ich behaupten er/sie hat keine Ahnung. Im Ernst: Was wir sicherlich sagen können ist, dass uns bis heute zum Glück kein Hack bekannt ist. Wir setzen natürlich eine große Menge an Ressourcen ein, um das sicherzustellen. Aber wie wir auch mit dem berühmt-berüchtigten „Holiday-Bear“ Hack heuer zu Weihnachten gesehen haben, ist selbst die US-Regierung vor effizient ausgeführten Angriffen durch ausgefeilte Hacker nicht gefeit. Wichtig ist eine konstante Investition in Technologie, Sensibilisierung und Weiterbildung der eigenen Mitarbeiter zum Thema. Denn was oft nicht bekannt ist: Hacking wird mit Technologie verbunden, dabei basieren viele erfolgreiche Hacks auf unbewusster oder manchmal auch leichtsinniger „Mithilfe“ eines Mitarbeiters des angegriffenen Unternehmens... 

 

Welche Rolle wird das Internet in einigen Jahren einnehmen?

Es lässt sich nur schwer sagen, wie das Internet noch wichtiger werden könnte als es bereits ist. Meine größte Hoffnung ist, dass sich die Vorhersage, wonach das das Internet immer mehr politischer Übersicht unterliegt und noch mehr in geografische Blöcke aufgeteilt werden wird (USA+Europa vs. China vs. Russland, usw), nicht bewahrheitet. Das wäre ein großer Rückschritt für uns alle. Meinungsvielfalt, der Austausch über Kulturen hinweg und vieles mehr würde verloren gehen. 

 

IT - die zukunftssicherste Branche?

Die IT-Branche wurde sicherlich weniger hart von der Corona-Pandemie getroffen als andere, aber wie auch unser Verwaltungsratspräsident am Anfang der Krise gesagt hat: Uns geht es immer nur so gut, wie es unseren Kunden geht. Dennoch würde ich sagen: „IT – eine Branche mit Zukunft“. Allerdings muss man sich ständig neu erfinden – Stillstand können wir uns sicher nicht erlauben.

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