„In jedem Land duschen die Menschen anders”

Freitag, 18.02.2022
Wenn Christian Krapf über Duschkabinen redet, ist Leidenschaft für ein besonderes Produkt zu spüren. Im Interview erzählt der Geschäftsführer von Duka, wie sich das Partnerunternehmen von Südstern am Standort Brixen behauptet, warum Südtirol erst ab 30 Jahren wirklich interessant für junge Menschen wird und was schwarze Duschen mit Holländern zu tun haben.

 

Mit seinem Firmensitz und der künstlerisch gestalteten Fassade hat Duka auch architektonisch Maßstäbe gesetzt. Woher kommt die Begeisterung für Architektur?

Architektur und Design begegnen uns täglich. Unser Produkt ist im Grunde ja auch ein architektonisches, und das soll sich von den Mitbewerbern abheben. Schmuckstücke im Badezimmer zu entwickeln: Das ist unser Ziel. Zudem ist jede Duschkabine ein Unikat, das die Individualität des Käufers widerspiegelt. Unser Firmensitz bleibt am Ende aber ein Industriegebäude, in dem produziert wird. Gute Architektur hilft, aber die Prozessabläufe müssen praktikabel sein. Dieser Mix ist uns gelungen. 

 

Der Firmensitz in Brixen ist ein Bekenntnis zu Südtirol. Duka gehört zu den hiesigen Unternehmen, die sich zum europaweiten Player gemausert haben. 

Wir sind in Europa zuhause. Aber die Wurzeln liegen in Südtirol. Die geographisch zentrale Lage zwischen Nord- und Südeuropa und die einzigartige Landschaft haben unsere Werte geprägt: Verlässlichkeit, Qualitätsbewusstsein und Leistungsbereitschaft verbunden mit Kreativität, Flexibilität und Nachhaltigkeit. Auf unsere Geschichte sind wir stolz, das ist nicht nur ein Marketingspruch, der gut klingt. Jeder kennt die Geschichte von Google, die in einer Garage begann... Die Ursprünge von Duka sind ganz ähnlich. Mein Vater Hans Krapf ist 1979 in die Selbständigkeit gegangen und hat in einer Garage mit der Produktion angefangen. Auch wir haben also unsere kleine Garagengeschichte geschrieben… 

Was war das für eine Zeit?

Damals rückte das Badezimmer immer mehr in den Vordergrund. Die Duschkabine kam als innovatives Produkt auf den Markt. Zusammen mit seinem Kompagnon hat mein Vater angefangen, den Bereich für die Kabinen im Badezimmer vor Ort sauber auszumessen und zu montieren. Das war damals ein Novum. Die Firma ist peu à peu gewachsen und konnte immer auf verlässliche Mitarbeiter bauen. 

 

Konstantes Wachstum: der Traum für Unternehmer?

Seit jeher verfolgen wir ein gesundes und kontrolliertes Wachstum. Das gibt uns den notwendigen Spielraum für Investitionen und sichert unsere finanzielle Unabhängigkeit. Dies würde sich wohl fast jeder Unternehmer wünschen. Wünsche sind schön, am Ende muss man die Realität sehen – wir befinden uns auch in einem internationalen Wettbewerb mit europäisch geprägten bescheidenen Wachstumsraten. Um so mehr sind klare Strategien entscheidend.

 

Stand nie die Frage im Raum, Duka zum Komplettanbieter für Sanitärbedarf zu machen?

Als mein Bruder Daniel und ich vor mehr als zehn Jahren ins Unternehmen gekommen sind, haben wir gemeinsam mit unserem Vater die Leitplanken für die Zukunft des Unternehmens gesetzt und uns genau solche Fragen gestellt. Unsere Marschroute war klar: mehr Investitionen in Kompetenz und in der Vertikalisierung. Wir haben zunächst die gesamten Anteile der Firma übernommen und uns klar entschieden, bei unseren Duschkabinen zu bleiben. Zugleich haben wir Kompetenzen ins Haus geholt und in einem neuen Standort in Brixen gebündelt. Wir machen jetzt zum Beispiel auch die Scharniere selbst. Auch das Glasverarbeitungsunternehmen Sacilese in der Nähe von Pordenone haben wir übernommen, um die Liefer- und Kompetenzkette abzusichern und auszubauen. Unser Ziel bleibt die stetige Weiterentwicklung im Dusch- und Glasbereich. Uns ist es wichtig, den Fokus auf eine Sparte, die Duschkabinen, zu legen und für diesen Bereich super Produkte zu liefern – wer alles macht, ist nirgends der Beste. 

Was waren die größten Herausforderungen in der Firmengeschichte? 

Am Anfang musste die Duschkabine Spritzschutz bieten und ins Bad hineinpassen. Dann kam die Optik dazu. Später, dass die Kabine nach innen und außen geöffnet werden kann und schön zu sein hat. Heute sagt man, Qualität wird vorausgesetzt… Es ist alles im Wandel. Die Herausforderung ist, bei den Produkten up to date zu sein, bei allen Produktlinien mit der Zeit zu gehen, genau wie in Einkauf und Produktion. Deswegen brauchen wir immer gute Leute, die internationale Erfahrung mitbringen. 

 

Der Fachkräftemangel macht vor kaum einem Bereich Halt. Was sind Ihre Erfahrungen?

In Südtirol – aber auch europaweit – wird es immer schwieriger, gut ausgebildetes Personal zu finden. Das ist einerseits dem demographischen Wandel, andererseits der heute quasi unbegrenzten Möglichkeiten geschuldet. Die Welt ist zum Dorf geworden und mobile gut ausgebildete Menschen werden immer gesucht. Wir sind ein modernes Industrieunternehmen, leben Innovation und sind im Team gemeinsam erfolgreich. 4.0 ist bei Duka gang und gäbe, etwa in der Form von fahrerlosen Transportsystemen und automatisierten Produktionsprozessen, die wir an unserem neuen Firmensitz in den Produktionsalltag voll integriert haben. Wir setzen auf Teamarbeit, gegenseitiges Vertrauen und flache Hierarchien. Die Mitarbeiter sollen sich wohl fühlen mit angenehmen Arbeitsplätzen und einem eigenen Restaurant, unserer „Dukantine“ im Haus. Wir sind kein kleines Unternehmen und auch kein Konzern, sondern genau in der Mitte: eben ein ideales Arbeitsumfeld mit vielen Entwicklungsmöglichkeiten für motivierte Menschen. 

 

Duka ist Teil der Haka/Duka-Holding, zu der auch Sanika, die auf Fertigbäder und -nasszellen spezialisiert ist, gehört. Welche Mitarbeiter sucht die mittelständische Unternehmensgruppe im Moment?

Wir sind heute eine Unternehmensgruppe mit mehr als 500 Mitarbeitern und suchen laufend motivierte Unterstützung. Konstrukteure, Produktionsingenieure, SeniorKey-Account-Manager, aber auch junge dynamische Mitarbeiter für die technische Verkaufsförderung und den Verkaufsinnendienst – das sind allerdings nur Beispiele, denn wir freuen uns querbeet über Unterstützung. Entscheidend ist es, dass unsere Mitarbeiter sich mit unseren Werten und unseren Produkten identifizieren können. 

 

Wie attraktiv ist der Standort Südtirol?

Ich war selbst im Ausland und würde sagen: Südtirol ist schön ab 30 Jahren. Im Lebensalter von 20 bis 30 hat man andere Interessen, will viel Neues sehen und erleben. Ab einem gewissen Alter aber überwiegen andere Vorteile, dieser deutsch-italienische Mix, der uns auszeichnet. Lebensrhythmus, Familie, Essen, Sicherheit, Kultur, Natur, Sport, solche Dinge. Nichtsdestotrotz finde ich es wichtig, dass die Leute hinausgehen, und Erfahrungen sammeln. Nur eines sollte man dabei nicht verlieren: seine Bodenständigkeit und den Südtirolbezug. Niemand braucht Menschen, die von außen kommen und meinen, alles besser zu wissen.

Was ist aktuell das Must-have im Bereich Duschkabine?

Die neue acqua 5000, die vergangenes Jahr auf den Markt gekommen ist. Wir sagen immer: Das ist die zweitbeste Schiebetür Europas, denn die beste meint jeder zu haben. In dieser Schiebetür vereinen sich alle unsere innovativen USP, und eine Kopie ist zum Glück bisher noch niemandem gelungen. 

 

Wenn die Duschkabine von Duka ein Mensch wäre, welchen Charakter hätte sie?

Verlässlich, einfach, stilvoll, modern und am Ende doch bodenständig. 

 

Anderes Land, andere Duschkabine?

Auf jeden Fall. In jedem Land duschen die Menschen anders. In Holland ist schwarz im Kommen. Schweizer lieben geklebte Scharniere. Für die Deutschen ist der Spritzwasserschutz essentiell, weil sie extrem qualitätsorientiert sind. Und Italiener stehen auf Design. Für alle Märkte gilt: Wenn unsere Kunden Duka wählen, dann machen sie das bewusst. 

 

Was ist das Wichtigste, das Sie von Ihrem Vater gelernt haben?

Er hat uns eines mit auf den Weg gegeben: „Wenn ihr etwas macht, dann macht es gscheit!

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