„Das Interesse an Urlaub in Europa ist ungebrochen hoch”

Du lebst seit langer Zeit auf dem Balkan. Wie hat sich die Gegend in den vergangenen Jahrzehnten verändert?

Es hat eine unglaubliche Entwicklung stattgefunden. Der Tourismus boomt – Kroatien gehört heute zu den beliebtesten Urlaubsdestinationen Europas. Aber auch andere Länder des Balkans trumpfen mit wunderschönen Landschaften und pulsierenden Städten mit internationalem Flair. Und doch konnte sich die Gegend ihre Ursprünglichkeit bis heute bewahren. 

Bucket List: Was darf man in deiner Gegend nicht verpassen?

Einen Ausflug zu regionalen Produzenten oder in die Saline Nin, den Sonnenuntergang in der Altstadt von Zadar – laut Alfred Hitchcock der schönste der Welt und dann noch: einen Sprung ins kristallklare Wasser Dalmatiens. 

Die Coronapandemie hat die Art Urlaub zu machen verändert. Viele Menschen bleiben innerhalb Europas. Eine Tendenz, die anhält?

Bis jetzt ja. Fernreisen werden zwar seit einem Jahr wieder beliebter, das Interesse an Urlaub in Europa ist aber ungebrochen hoch. Mich wundert das nicht. Europa bietet eine unglaubliche Vielfalt an Urlaubsmöglichkeiten. Angefangen beim kulturellen Angebot, über die Qualität der Tourismusbetriebe bis hin zu unseren imposanten Berglandschaften oder den wunderschönen Küsten, die locker mit der Karibik mithalten können. 

Campen, Van, Abenteuer: Was sind die Trends in puncto Urlaub? 

Camping ist auf jeden Fall ein Trend, der gekommen ist, um zu bleiben. Das Thema ist für uns so interessant, dass wir Ende dieses Jahres eine eigene Camping-Marke launchen werden. Generell stellen wir fest, dass die Menschen im Urlaub vermehrt nach Aktivität, Outdoor und Abenteuer suchen. In Kroatien ist die Nachfrage nach „Segeltrips” zum Beispiel größer, auch das Thema Wandern und Fahrrad in Kombination mit lokalen kulinarischen Erlebnissen ist nicht nur in den Bergen, sondern auch in den Mittelmeerregionen immer stärker im Kommen. Durch Covid hat sich der Trend ganz klar in Richtung „raus in die Natur” und auch in Richtung kürzere Aufenthaltsdauer verschoben. Die Menschen sind heutzutage mobiler und möchten oft möglichst viel erleben und sehen.

Wie sieht es mit Städtereisen aus?

Der Städtetourismus hat sich zum Glück von der Pandemie erholt und ist auf das Niveau vor der Krise zurückgekehrt. Das zeigt sich auch in unseren Städtehotels in Prag, Belgrad und Bratislava. Unser Fokus liegt aber auf der Premium Leisure Hospitality, wo wir auch in den nächsten Jahren weiterwachsen werden. Zu Beginn des Jahres haben wir etwa im Montafon in Vorarlberg ein 5-Sterne Familienhotel  eröffnet, das bereits Teil der Leading Hotels of the World ist. In unserem 5-Sterne Resort in Punta Skala eröffnen wir in Kürze fünf neue Luxusvillen. Und in Saló am Gardasee entwickeln wir bis 2025 ein 5-Sterne Hotel und Premium Living Apartments. 

Aus der Ferne betrachtet: Was ist deine Meinung zur Overtourism-Diskussion in Südtirol?

Einerseits ist es erfreulich, dass Südtirol in Zeiten von Teuerungen bei Energie, Treibstoff und Lebensmitteln als Urlaubsdestination so beliebt ist. Auf der anderen Seite ist es gerade unsere Natur, die beeindruckende Bergwelt und die Lebensqualität, die unsere Region auch für Touristen besonders macht. Massenanstürme wirken sich hier negativ aus – auch auf das Urlaubserlebnis unserer Gäste. Daher begrüße ich Maßnahmen, die uns dabei helfen, die Balance zwischen touristischem Erfolg für unsere Betriebe und dem Schutz unserer Region und Natur zu finden. Ein positives Beispiel ist für mich die Einführung von Reservierungssystemen für beliebte Ausflugsziele – wie etwa auf der Seiser Alm oder am Pragser Wildsee, die in letzten Jahren regelrecht überrannt wurden. Mit den limitierten Zugangstickets können wir jetzt den Tagestourismus besser steuern und unsere Gäste die Idylle dieser Orte wieder in Ruhe genießen.

Was ist dein Lieblingsort in Südtirol?

Südtirol hat so viele schöne Orte. Das merke ich besonders stark, seit ich nur noch selten dort bin und nur noch meinen Urlaub in Südtirol verbringe. Und auch das Ansehen Südtirols und der Südtirolerinnen und Südtiroler ist international sehr positiv. Ich bin immer stolz sagen zu können:„I am from Südtirol“.