Guter Stil? Dem eigenen Charakter treu bleiben

Montag, 03.07.2023
Sie ist Stylistin, Redakteurin, macht PR und immer geht es dabei um ihr Lieblingsthema: Mode und schöne Dinge. Südstern Nadia Tschenett schaffte es als Quereinsteigerin in die Redaktion eines renommierten Modemagazins. Viele Jahre lebte sie in München, dann ging es zurück zu den Wurzeln nach Meran. Von Südtirol aus in der Modewelt zu arbeiten, gelingt ihr seit vielen Jahren. Im Interview erzählt sie, welche Trends gerade angesagt sind und warum guter Stil nicht teuer sein muss

 

Nadia, Mode war schon früh dein Ding. Studiert hast du trotzdem was anderes…

Ich habe Wirtschaft in Wien studiert. Mode hat mich sehr interessiert, Zahlen aber auch. Deshalb beschloss ich, die Liebe zur Mode zunächst nebenbei auszuleben. In der freien Zeit habe ich verschiedene Praktika gemacht und mich nach Abschluss meines Studiums in diese neue Welt aufgemacht. Mein Einstieg war bei der Zeitschrift Elle, wo ich zunächst Erfahrungen im Beauty- und Lifestyle Resort machte. Den Redaktionsalltag kennenzulernen und zu verstehen, wie Redakteurinnen und Redakteure denken und arbeiten, das war mein erstes Ziel.

 

Schließlich wurdest du Teil der Elle-Moderedaktion. Am Ziel angelangt?

Für lange Zeit ja. Ich wurde bald zur rechten Hand der Modechefin, wir reisten um die Welt, organisierten Shootings und ich war verantwortlich für einige Seiten. Acht Jahre ging das so. Das hat mir wahnsinnig viel Spaß gemacht, aber irgendwann habe ich gemerkt, dass ich nicht mehr weiterkomme. Die Stellen mit Leitungsfunktion waren alle auf lange Hand besetzt. 

 

Du hast einen Cut gemacht und bist sozusagen auf die andere Seite gewechselt, in die Mode-PR. Ein schwieriger Schritt?

Natürlich ist es nie einfach, etwas Gewohntes und Sicheres aufzugeben. Für mich hat sich das damals ganz richtig angefühlt. Denn Stillstand macht mich nervös, ich brauche Herausforderungen. Zunächst war ich bei Häberlein & Maurer, dann vier Jahre bei Loews, wo ich bekannte Modemarken wie Burberry und Jil Sander betreut habe. Dann kam wieder ein Cut, ein besonders schöner. Ende 2014 ging ich nach Südtirol zurück, da die Geburt meines Sohnes bevorstand. 

 

Nach der Elternzeit musstest du dich neu erfinden. Zurück nach München kam nicht in Frage, nur in Südtirol arbeiten auch nicht. 

Ich habe zusammengefügt, was ich bisher gelernt habe: vom Styling für verschiedene Südtiroler Marken und Unternehmen, unter anderem Oberrauch Zitt und Dimitri bis hin zur Beratung. Dann kam das Angebot, die PR für Allude zu übernehmen. Da musste ich nicht lange überlegen: Einmal pro Woche bin ich seither in München, die restliche Zeit arbeite ich von hier aus für das Cashmere-Label. Wir haben remote working eingeführt, lange bevor das durch Corona ein Thema wurde. Und das klappt wunderbar. Neben Allude betreue ich auch das Münchner Schmucklabel Eliza Weiss. Dazu kommen Stylings für große Kampagnen. Und in die Redaktion von Elle bin ich auch zurückgekehrt, als fest freie Redakteurin bin ich unter anderem für die Styleguide-Seiten verantwortlich. 

Was ist in deinem Job wichtig?

Du musst kreativ sein, wissen, wie du eine Geschichte erzählen kannst und solltest nicht nur den eigenen Geschmack weitergeben, sondern dich auch in andere hineinversetzen können. 

 

Das bringt uns zur nächsten Frage: Muss guter Stil teuer sein?

Nein, überhaupt nicht. Eine gute Jeans, ein Cashmerepullover, ein schwarzes Kleid, ein schönes Paar Schuhe (im Winter Stiefel, im Sommer Sandalen), das sind zeitlose Kleidungsstücke, die teurer sein können. Diese Basics kann man dann mit Stücken von jungen Designern oder Zara & Co. kombinieren. Es zählt nicht, wie teuer ein Stück ist, die Qualität ist wichtig: Immer öfter kaufe ich besondere Stücke auch gebraucht. In Südtirol gibt es mittlerweile einige spannende Vintage-Geschäfte.

 

Was macht sich in jedem Kleiderschrank gut?

Jetzt im Sommer: eine gut sitzende Jeans, ein weißes Shirt oder Tanktop, Sneakers, Sandalen, ein Sommerkleid. Einen gut geschnittenen Anzug finde ich immer toll. Der ist vielseitig einsetzbar: Mal trägt man ihn komplett, dann nur die Hose mit einem Tanktop oder den Blazer in Kombination mit einem Kleid. 

 

Denkst du schon beim Kauf darüber nach, wie sich etwas kombinieren lässt?

Natürlich, das ist auch Teil meines Jobs. Generell versuche ich, nur sehr gezielt zu kaufen und lieber alte Stücke aus dem Kleiderschrank neu zu integrieren. Ich sortiere meine Kleider nach Farben, das hilft, den Überblick zu behalten. Manchmal finde ich beim Ausmisten auch Kleider, die ich längst vergessen habe. So ging es mir jetzt mit einem langen Jeansrock. Den habe ich bestimmt schon 20 Jahre, im Moment ziehe ich ihn fast täglich an. 

 

Was sind die Farbtrends 2023?

Auf jeden Fall die Farbe Rot, sie ist gerade angesagt und wird sich auch im Winter noch halten. Schwarz ist momentan auch sehr im Trend. Das ist ungewöhnlich im Sommer. Und Weiß ist sowieso die Sommerfarbe schlechthin. 

 

Wie stehst du zu Farben?

Die richtigen Farben zum Typ frischen immer auf. Aber man muss sich damit wohlfühlen. Mutige setzen auf einen kompletten Look in einer Farbe. Das sieht toll aus. Ein monochromer Look schaut meistens edler aus als viele Farben bunt durcheinander gemischt. 

 

Was steht jeder Frau?

Jeans und Blazer, das perfekte Team. 

 

Wie wichtig sind Accessoires?

Schuhe, Taschen und Schmuck machen den Unterschied. Du kannst ein einfaches weißes Kleid tragen. Eine schöne Tasche oder lässige Sandalen reißen es raus. Für mich gilt, weniger ist mehr. Wenn ich große Ohrringe trage, dann bin ich beim Rest zurückhaltender. 

 

Was braucht Mann im Kleiderschrank?

Männer sind grundsätzlich weniger Modetrends unterworfen. Weißes Shirt, Chinos, Leinenhemd, gut sitzender Anzug oder Jacket – solche Stücke kleiden jeden Mann gut. Auch bei den Farben haben sie es einfacher. Männer lieben Basic-Farben wie Grün, Hell- und Dunkelblau, Beige, Creme, Schwarz, das ist es dann meistens auch schon. Wenn sich ein Mann elegant kleiden will, empfehle ich einen Cashmerepullover zum Anzug. Schon bevor ich bei Allude gearbeitet habe, war ich begeistert von der Wolle. Die Stücke halten ewig, ein paar meiner Pullover hat vorher schon meine Mama viele Jahre getragen. 

 

Und wenn es ein Mann lässiger mag?

Dann trägt er jetzt eine Jeansjacke. 

 

Was ist für dich guter Stil?

Stil ist Typsache, deshalb gibt es darauf nicht die eine Antwort. Vielleicht kann ich es so ausdrücken: Wenn jemand mit seiner Mode dem eigenen Charakter treu bleibt. 

 

Tags

Mode & Lifestyle
Mode
Redaktion
Karriere
München

Ähnliche Beiträge: