Die Digitalisierung in der Landwirtschaft hat noch viel Potenzial

Mittwoch, 21.05.2025
Elias Holzknecht, gebürtig aus Reischach bei Bruneck, besuchte die Fachoberschule für Landwirtschaft in Auer und promovierte anschließend an der Fakultät für Agrarwissenschaften an der BOKU - Universität für Bodenkultur in Wien.



Von der Digitalisierung in Apfelplantagen und Weinbergen über internationale Forschungsprojekte zur genetischen Verbesserung von Apfelbäumen bis hin zur Mitentwicklung eines Sensorsystems zum Monitoring von Apfelbäumen: Der gemeinsame Nenner seiner wissenschaftlichen Forschungsarbeit am Versuchszentrum Laimburg ist die Digitalisierung in der Landwirtschaft. In diesem Interview verrät er die Wurzeln seiner Inspiration und die Vision, die seine Forschung für eine nachhaltigere und technologisch fortschrittlichere Landwirtschaft leitet.

 

 

Wie sind Sie auf das Versuchszentrum Laimburg aufmerksam geworden?

Während meiner Schulzeit in Auer haben wir einige Male auf den Versuchsfeldern praktische Übungen durchgeführt und während meines Studiums habe ich dort auch ein Praktikum im Fachbereich Weinbau absolviert. Schon damals war ich von der Umgebung und der Arbeitsatmosphäre beeindruckt, was ich auch heute noch schätze. In den letzten Monaten meines Studiums in Wien nahm ich an einem von Walter Guerra, Leiter des Instituts für Obst- und Weinbau am Versuchszentrum Laimburg, organisierten Auswahlverfahren für eine Stelle als Projektmitarbeiter in der Arbeitsgruppe Pomologie teil und habe die Stelle bekommen.

 

Wie schnell und auf welche Weise werden neue digitale Technologien die Landwirtschaft in Südtirol prägen?

Die Digitalisierung bietet großes Potenzial für die Südtiroler Landwirtschaft. Einige Technologien wie Wetterstationen, dieEchtzeitdaten liefern, Sortiermaschinen für Äpfel oder Melkroboter in der Nutztierhaltung, sind bereits seit Jahrenetabliert. Der Einsatz digitaler Systeme in der Praxis schreitet schrittweise, aber spürbar voran, angetrieben von den Herausforderungen, wie dem Fachkräftemangel, demKlimawandel, neuen Pathogenen und Schädlingen sowie zunehmend strengeren gesetzlichen Regelungen. Zukünftig wird der Einsatz von digitalen Systemen und Roboterninsbesondere bei arbeitsintensiven Tätigkeiten, wie der Handausdünnung oder der Ernte im Obstbau an Bedeutung gewinnen.

 

Die Präzisionslandwirtschaft, insbesondere durch den Einsatz von Sensoren und digitalen Technologien, ermöglicht eine gezieltere Bewirtschaftung, kann den Ressourcenverbrauch und die Kosten senken sowie die Nachhaltigkeit fördern und somit die Wirtschaftlichkeit unserer kleinstrukturiertenBetriebe stärken. Die Nutzung von Big Data und der künstlichen Intelligenz eröffnen neue Möglichkeiten zur Optimierung von Anbaustrategien und zur Modellierung von Zukunftsszenarien. Digitale Technologien werden allerdings unsere Landwirt*innen nicht ersetzten, sondern sie gezielt z.B. mithilfe von Decision Support Systems unterstützen.

 

©️ Laimburg Research Centre/andreas tauber
 

Was ist Ihre Beobachtung zu digitalen Start-ups im Agrarsektor auf lokaler Ebene?

Im Vergleich zur Industrie und anderen Sektoren hat die Landwirtschaft in puncto Digitalisierung noch Aufholbedarf.Vor allem die vielen heterogenen Faktoren, wie wir sie im Obst- oder Weinbau vorfinden, stellen eine große Herausforderung für digitale Technologien dar. Allerdings wurden einige Technologien, wie die Rechenleistung von Computern, die intelligente Bilderkennung oder die Datenübertragung in den letzten Jahrzehnten stark weiterentwickelt. Diese Entwicklungen eröffnen neue Möglichkeiten für die Präzisionslandwirtschaft, wodurch viele Start-ups großes Potenzial in diesem Sektor sehen. In Südtirol gibt es mehrere Start-ups, die sich mit der intelligenten Bewässerung, der Früherkennung von Pflanzenkrankheiten, dem Einsatz von Drohnen und Robotern in der Landwirtschaft beschäftigen. Es ist auf jeden Fall ein Bereich, der sich stark verändern wird, und ich freue mich, dass ich ihn genau beobachten und zu seiner Entwicklung beitragen kann.

 

Welche Möglichkeiten gibt es für Agrar-Forschende in Südtirol?

In Südtirol gibt es nur wenige Forschungsmöglichkeiten im Bereich der Landwirtschaft. Das Versuchszentrum Laimburg deckt jedoch nahezu alle relevanten Forschungsbereiche in der Landwirtschaft und im Lebensmittelsektor ab, wodurch viele junge Wissenschaftler*innen dort sehr gute Arbeitsbedingungen vorfinden. Auch das internationale Forschungsnetzwerk des Zentrums ermöglicht es, viele neue Kontakte aus aller Welt zu knüpfen und sich untereinander auszutauschen. Besonders schätze ich die praxisnahe und angewandte Forschung, die das Versuchszentrum Laimburg von anderen Forschungseinrichtungen unterscheidet. Die vielen Entwicklungsmöglichkeiten und der ständige Austausch mit Stakeholdern, Firmen und den Betrieben selbst machen die Arbeit hier zu etwas Besonderem.

 

Was bedeutet es für Sie, ein Forscher zu sein?

Forscher zu sein bedeutet für mich, mit der Zeit zu gehen, offen für Neues zu sein, sich den Herausforderungen der Zukunft zu stellen und diese immer aus einer erweiterten Perspektive zu betrachten. Es bedeutet auch, unabhängig zu sein und den Menschen mit Ergebnissen und konkreten Lösungen zu helfen, um die Landwirtschaft der Zukunft zu verbessern. Es ist aber auch wichtig, sich bewusst zu machen, dass es noch viele unbeantwortete Fragen gibt und wir daher noch viel Arbeit vor uns haben!

 

©️ Laimburg Research Centre/andreas tauber

Tags

Forschung
Digitalisierung
Partner
Versuchszentrum Laimburg
Zukunft

Ähnliche Beiträge: