Was hat dich wieder zurück zur Kunst geführt?
Wissen: Ich ging an die HTL nach Graz, Fachrichtung Bildhauerei, um mich weiterzubilden. Dort habe ich gesehen, dass man Bildhauerei auch ganz anders denken kann – nicht mehr nur Kopien von historischen Figuren schnitzen, sondern wir arbeiteten mit dem Raum. Das war weit weg von der Tradition, wie ich sie kannte. Auch die Wahl der Materialien war frei: Es war egal, ob du mit Fotos, Metall, Stein oder Holz gearbeitet hast. Zentral war das gestellte Thema und die Diskussionen über die fertigen Arbeiten. Das war eine Befreiung für mich und hat mich sehr begeistert. Und noch etwas habe ich verstanden: Wie sehr ich den Blick über Südtirol hinaus brauche. Ich habe mich in Graz viel in der Oper und in verschiedenen Museen aufgehalten, was mich inspirierte. Auf der Kunstakademie in München ging dieser Weg weiter. Da stand am Vormittag das klassische Aktstudium an und am Nachmittag hatten wir genug Zeit für das Entwickeln neuer, selbstständiger Arbeiten.
Bekannt wurdest du zunächst mit deinen Miniatur-Räumen. Wie kam es dazu?
Ich wollte weg vom reinen Abbilden und habe Räume des Alltags im Maßstab 1:20 nachgebaut, z.B. mein Studentenzimmer oder das Zimmer eines befreundeten Cellospielers. Es war eine sehr persönliche Auseinandersetzung mit Erinnerung und Lebensraum, der Alltag wurde mein Thema.
Aktuell arbeitest du an einem besonderen Projekt, einem „Kopftagebuch“. Was fasziniert dich an diesen Momentaufnahmen des Alltäglichen?
Ich gestalte jeden Tag ein Gesicht, mittlerweile bin ich bei Nummer 122. Durch das Projekt sehe ich den Alltag aus einer anderen Perspektive. Ich gehe aufmerksamer durch den Tag, nehme Dinge bewusster wahr. Es können Gespräche sein, Begegnungen, Eindrücke – ich versuche, sie in einem Gesicht festzuhalten. Dabei geht es mir nicht um Perfektion, es muss ein Raum bleiben für Spontaneität. Man könnte die Figuren ganz realistisch machen, aber es ist gut, wenn sie nicht perfekt sind – weil ich versuche, den Augenblick einzufangen.
Stehen die Figuren für bestimmte Personen oder sind sie Stellvertreter?
Das sind eher Stellvertreter, sie stehen für den Moment, für den Augenblick. Manche Figuren haben auch kaum Züge. Es geht nicht um Wiedererkennbarkeit, sondern es muss darüber hinaus gehen, vielleicht ein Suchen nach der Wahrheit. Im Grunde zeige ich dadurch viel von mir selbst.
